„Nur mit uns spielt die Musik“, lautete das Motto des ersten inklusiven Musikfestivals in Meschede. Von Rock und Pop bis Chorgesang gab es am 4. und 5. Mai in der City der sauerländischen Kreisstadt ein „viel-harmonisches“ Programm. Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen bot den passenden Rahmen.
„Wir hatten uns vorgenommen, durch die Musik ein gemeinsames Kulturerlebnis für Menschen mit und ohne Behinderungen zu schaffen“, sagt Stephan Köhler vom Caritasverband Meschede, der das Festival zusammen mit dem Sozialwerk St. Georg, der Lebenshilfe Hochsauerlandkreis und der Behinderten-Interessen-Vertretung Meschede e.V. (BIV) vorbereitet und durchgeführt hat. Das Motto: „Nur mit uns spielt die Musik!“ Das langfristige Ziel: Ein Beitrag zu liefern, der einstellungsbedingte Barrieren abbaut und alle Besucher für eine inklusive Gesellschaft und ein selbstverständliches Miteinander aller Menschen begeistert. Nach monatelangen Vorbereitungen stand schließlich ein Konzept, bei dem soziale Inklusion nicht nur ein Lippenbekenntnis ist. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Aktion Mensch.
Abwechslungsreiches Musikprogramm
Aufgetreten sind Gruppen und Bands, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Musik machen. Am Samstagabend brachten die Bands „Cariba“ der Caritas aus Brilon, die „Goodbeats“ aus Paderborn und „The Mumes“ aus Dänemark die rund 200 Besucher aus Meschede und Umgebung mit anspruchsvollem Rock und Pop zum Tanzen und Mitsingen. Am Sonntag sorgten die Trommler von „One Tam Tam“ und die Chorgemeinschaft Meschede „Auftakt 15“ für ein abwechslungsreiches Musikprogramm.
Erfolgreich durch Teamwork
Seit 2010 gibt es alljährlich den Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen in der Mescheder City. War es über Jahre die BIV selbst, die den Event vorbereitet und durchgeführt hat, wechselt seit zwei Jahren der Organisations-Hut. Heinz Arenhövel, ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter für den Hochsauerlandkreis: "Wir haben in unserem Kreis sehr erfolgreiche Organisationen, die für Menschen mit Behinderungen da sind. Der Aktionstag ist ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit."
In diesem Jahr haben gleich drei Partner die Fäden gezogen und das Festival organisiert. „Jeder, der wollte, konnte sich beteiligen“, ergänzt Timo Kortmann, Mitarbeiter der Lebenshilfe HSK und Mitglied im Organisationsteam. In allen Schritten der Vorbereitung und Durchführung haben Menschen mit und ohne Behinderung zusammengearbeitet.
Musik kennt keine Grenzen
Mit und ohne Handicap, Männer und Frauen, jung und alt, reich und arm: Das Festival richtete sich an alle Bürgerinnen und Bürger aus Meschede und Umgebung. Dienste und Einrichtungen hatten sich bereit erklärt Busse einzusetzen, um Menschen mit Behinderung aus der Region die Teilnahme zu ermöglichen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen war kostenlos, um möglichst vielen Menschen den Festivalbesuch zu ermöglichen. „Wir wollten Raum für Begegnungen schaffen“, so Mitorganisatorin Carina Röttger vom Sozialwerk St. Georg.
Der Ort für das Festival konnte zentraler nicht sein: Im Herzen der Mescheder City liegt der Winziger Platz. "Der Platz ist barrierefrei und bietet ausreichend Raum für Rollstühle", so Stephan Köhler. Behindertengerechte Toiletten standen ebenso zur Verfügung wie ein FM-Anlage für Personen mit Höreinschränkungen. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer standen während des Festivals bereit, um Bedarf Menschen mit Behinderungen zu begleiten. Die Bands konnten sich auf einer großen Bühne präsentieren. Rund um den Platz hatten soziale Organisationen und Anbieter sozialer Leistungen Info-Stände aufgebaut. Am 5. Mai spielte der verkaufsoffene Sonntag den Organisatoren zudem voll in die Karten: Wer ins neue Einkaufzentrum Henne Ruhr Markt (heruM) gehen wollte, kam an Bühne, Info-Ständen und einem Rollstuhl-Parcours zur Selbster-Fahrung nicht vorbei.
Gut gestimmt trotz nasser Kälte
Das nasskalte Wetter an beiden Veranstaltungstagen machte den Organisatoren den einen oder anderen Strich durch die Rechnung. Insgesamt zogen die Veranstalter allerdings eine positive Bilanz. Zwar musste der für den Samstagabend geplante Showteil wegen des Dauerregens und der eher winterlichen als frühlingshaften Temperaturen kurzerhand in die nahe gelegene Stadthalle umziehen. Der guten Laune der mehr als 200 Besucherinnen und Besucher tat das keinen Abbruch. "Stimmung und Bands waren super", freut sich Carina Röttger. "Die Leute haben mitgesungen und getanzt!"
Auch am folgenden verkaufsoffenen Sonntag machten Hunderte Stadtbummler an den Ständen von Caritas, Lebenshilfe, Sozialwerk St. Georg, EUTB HSK, Blinden- und Sehbehindertenverein, Hospizdienst Sternenweg, Kardinal-von-Galen-Schule und BIV Halt, um sich über deren Angebote zu informieren oder bei den Mitmach-Aktionen neue Erfahrungen zu sammeln. "Unser Ziel war es, Zeit und Raum für Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen zu schaffen", hebt Stephan Köhler hervor. "Wir sind überzeugt, dass wir dadurch langfristig zur Bewusstseinsbildung beitragen und die Inklusion in unserer Stadt fördern.“
Blick nach vorn
Heinz Arenhövel zeigt sich ebenfalls äußerst zufrieden und lobt vor allem das herausragende Engagement der jungen Organisatorinnen und Organisatoren: "Ich fand es toll, was das Team an diesen beiden Tagen auf die Beine gestellt hat und wie reibungslos die Veranstaltung abgelaufen ist."
Erfolg macht mutig. Und so gibt Heinz Arenhövel dem Veranstaltungsformat auch für 2020 eine gute Prognose: "Bei der Nachbesprechung haben sich das Sozialwerk St. Georg, die Lebenshilfe Hochsauerlandkreis und der Caritasverband Meschede bereit erklärt, auch im nächsten Jahr diesen Aktionstag durchführen zu wollen." Dann hoffentlich mit mehr und wärmeren Sonnenstrahlen als in diesem Jahr.
Text: Michael Kalthoff-Mahnke
Weitere Informationen:
Carina Röttger
Sozialwerk St. Georg
E-Mail c.roettger@sozialwerk-st-georg.de
Stephan Köhler
Caritasverband Meschede
E-Mail s.koehler@caritas-meschede.de
Timo Kortmann
Lebenshilfe Hochsauerlandkreis
E-Mail kortmann@lebenshilfe-hsk.de