13 angehende Heilerziehungspfleger*innen des Börde Berufskollegs in Soest informierten sich über Möglichkeiten für behinderte Menschen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Mitarbeitende des Kompetenzzentrums Selbstbestimmt Leben (KSL) für den Regierungsbezirk Arnsberg hatten bei einem Ortsbesuch zwei konkrete Beispiele mitgebracht.
Wie das „Persönliche Budget“ für mehr Selbstbestimmung im Alltag von Menschen mit Behinderung sorgen kann, machten Christiane Rischer und Manuel Salomon vom KSL. Arnsberg deutlich. Auf der Grundlage der gleichnamigen KSL-Broschüre erklärten sie den Studierenden anschaulich diese Geldleistung als Alternative zur Sachleistung. Das Persönliche Budget ermöglicht den Leistungsberechtigten eine größere Flexibilität und Freiheit. „Menschen mit Behinderung bestimmen mit diesem Instrument selbst, welche Unterstützung sie für ein selbstbestimmtes Leben brauchen und wo sie diese einkaufen wollen“, erklärten die KSL-Mitarbeitenden. Sie gaben den Studierenden dazu zahlreiche Anwendungsbeispiele von der Unterstützung im Alltag über Arbeitsassistenz bis zur Integrationskraft oder der Unterstützung bei Kulturveranstaltungen. Persönliche Budgets können dazu beitragen, auch Menschen in Einrichtungen individueller zu unterstützen und gleichzeitig das Personal zu entlasten.
Als Beitrag, wie unser Gesundheitssystem inklusiv gestaltet werden kann, stellten KSL-Projektleiter Andreas Tintrup und die Heilerziehungspflegerin Britta Posner das Praxishandbuch VIELFALT PFLEGEN vor. „Pflegende sind Schlüsselfiguren zu einem nichtdiskriminierenden und barrierefreien Zugang zum Gesundheitssystem“, betonte Andreas Tintrup. „Das Praxishandbuch soll den Pflegenden, persönlich, in der Ausbildung und Fort- und Weiterbildung zur Stärkung in ihrem beruflichen Alltag dienen.“
Die Studierenden hatten die Gelegenheit, das Praxishandbuch in all seinen Facetten kennenzulernen. Im Fokus standen die Gliederung und struktursetzenden Elemente, der partizipative Ansatz, die Entstehungsgeschichte sowie die vielfältigen Formate, die Inhalte darzustellen. Inhaltlich interessierte die Studierenden vor allem Themen wie die Interaktion und Kommunikation mit Menschen mit Behinderungen, Barrieren und Zwang sowie Vermeidung von Zwang. Aber auch über die Beiträge der NRW-Behinderten- und Patientenbeauftragte Claudia Middendorf, der Menschenrechtsexpertin Prof. Theresia Degener, sowie dem Chefarzt der Station für Inklusive Medizin im Evangelischen Krankenhaus Hagen-Haspe, Dr. Jörg Stockmann, wurden angerissen. Ein Quiz mit dem gesunden Mixed von Augenzwinkern und Ernsthaftigkeit zu dem Praxishandbuch rundete den gemeinsamen Workshop ab.
Bettina Ademmer, Lehrerin am Börde-Berufskolleg und Expertin für Medizinalfachberufe, zeigte sich von den Inhalten und Diskussionen begeistert. „Wir wollen die Themen auf den Stundenplan setzen und die Broschüren als Unterrichtsmaterialen im Bildungsfeld Soziokulturelle Politische Bildung einsetzen“, unterstrich sie. Die Studierenden hoben vor allem die Kombination von Expertenwissen und Alltagserfahrung sowie die vielfältige Expertise der Autoren hervor. „Durch die vielen Zitate und persönlichen Stellungnahmen und Sichtweisen wirken die Broschüren sehr authentisch“, fasste eine Teilnehmende zusammen. Viele wollten die Anregungen gleich mit in ihre Praktikumsbetriebe und -einrichtungen nehmen. Einziges Manko: Wegen der knappen Zeit konnten einige Inhalte und Themen nicht erschöpfend behandelt werden. Eine vertiefende Veranstaltung wurde deshalb gewünscht. Die KSL-Mitarbeitenden sagte zu, diesen Wunsch gern erfüllen zu wollen.
Fotos: KSL.Arnsberg/Kalthoff-Mahnke