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Wohnprojekt MOSAIK-Leben in Vielfalt eG Dortmund

12.11.2025
Willkommen bei MOSAIK steht auf einem Schild, auf einer Terrasse sitzen einige Wohnprojektbewohnerinnen

Wohnprojekt MOSAIK-Leben in Vielfalt eG Dortmund 

Das gemeinsam bewohnte Haus des Wohnprojekts MOSAIK in Dortmund – Eving ist ein lebendig gewordener Traum. Über viele Jahre hinweg haben vor allem zwei Frauen ihre persönliche Vorstellung vom gemeinschaftlichen Wohnen wachgehalten und für deren Umsetzung gekämpft: Gabriele Wiemann und Sylvia Günther. Beide sind Mütter von mehreren Kindern, eines in beiden Familien behindert. 
Sie haben mit dem Wohnprojekt MOSAIK einen Lebensraum für Menschen unterschiedlichsten Alters geschaffen, die bewusst und langfristig eine verbindliche Gemeinschaft wollen, aktiv an Inklusion Teil haben möchten und einen Ort der Begegnung suchen. „Meinen Kindern habe ich immer erzählt: Wir ziehen in ein Wohnprojekt!“ so Sylvia Günther. Die mühseligen Prozesse rund um Grundstücksfindung, Gruppen- und Rechtsformbildung, Finanzfragen und inhaltliche Arbeit  erlebten die Kinder mit und wurden älter. 
In der Zwischenzeit sind zwei von dreien bereits „aus dem Haus“. „Das älteste blieb mit seiner Hilflosigkeit an der Seite der Mutter,“ ergänzt Sylvia Günther. Am 15. April 2025 war es dann endlich so weit: Alle Wohnungen bei MOSAIK waren bezugsfertig.

Der „7. Tag des offenen Wohnprojekts“ am 21. September 2025 in Dortmund war eine weitere Premiere: erstmals konnten die Projektbewohner*innen alle Interessierten im Gemeinschaftsraum ihres Wohnprojekts willkommen heißen. Bei Kaffee und selbstgemachtem Kuchen ließ es sich gut darüber reden, welche Voraussetzungen notwendig sind, um einziehen zu können, welches Procedere die Grundlage für einen eventuellen Einzug ist oder wie das Leben im neugebauten Wohnprojekt einige Monate nach dem Bezug für verschiedene Hausbewohner*innen aussieht. (Stimmen dazu am Ende dieses Textes).

Da diese Textreihe vor allem Menschen informieren möchte, die sich für dieses oder ähnliche Wohnprojekte interessieren, wird hier der Weg von der Idee bis zur Umsetzung nachgezeichnet, wie er sich für die zwei Hauptprotagonistinnen dargestellt hat.

Das Foto zeigt einen Hof mit einen Willkommenschild: MOSAIK heißt Euch herzlich willkommen! steht darauf
September 2025: Tag des gemeinschaftlichen Wohnprojekts in Dortmund
Außenansicht des Wiohnprojekts, Fassaden gelb und orange gestrichen.
Außenansicht des Projekts.
Wohnprojektbewohner*innen sitzen auf der Terrasse und reden miteinander.
Treffen auf der Terrasse.

Eckdaten zum Wohnprojekt

  • angesiedelt in Dortmund-Eving
    Nischensituation
    200 m zur U-Bahn
    gute Infrastruktur (alles Alltagsnotwendige fußläufig erreichbar)
  • 17 Wohneinheiten
    "barrierearm" – alle 3 Etagen sind mit Fahrstuhl erreichbar 
    alle Wohnungen mit Balkon oder Terrasse
    Energiestandard kfw-40 (Solartherme und Holzpelletanlage) 
    Außenanlage mit Gemeinschaftsgarten
    Tiefgarage
  • 26 Bewohner*innen Stand September 2025
  • 2 Wohngemeinschaften mit je 150 qm für 3 Personen: eigenes Zimmer, eigenes Bad, eigene Kochnische, gemeinsame Wohnküche.
  • Die jüngste Bewohnerin ist ein Jahr alt, die älteste 84 Jahre.

Zum Tag des offenen Wohnprojekts (September 2025) waren noch eine Single-Wohnung (50 qm, WBS A erforderlich) und zwei Wohneinheiten in einer WG frei

Woher kam die Idee, ein Wohnprojekt zu starten?

„Der Startschuss liegt immer im Verborgenen“ philosophiert Sylvia Günther, aber das Projekt sei wohl um das Jahr 2002 herum gestartet mit einer Intention, die im Laufe der Jahre einige Wandlungen erlebt hat. Kennengelernt haben sie und Gabriele Wiemann sich über ihre Söhne. Beide Söhne haben die auf Grundlage der Waldorfpädagopgik ausgerichteten Christopherus-Schulen in Bochum und Dortmund besucht.

Die Mütter machten sich Gedanken, wie es im Anschluss an die Schule weitergehen könnte. Beide waren von der Grundhaltung der Anthroposophie, die jedem Menschen, egal wie beeinträchtigt er oder sie ist, umsichtig und wertschätzend gegenübertritt, positiv angetan. Hätte es damals ein anthroposophisch geführtes Wohnheim für Menschen mit Unterstützungsbedarf in Dortmund gegeben, wäre die Idee für MOSAIK womöglich nicht aufgekommen. So aber beschlossen die zwei Frauen, ein neues Wohnprojekt ins Leben zu rufen. Im Laufe der Projektentwicklung gewannen sie zunehmend die Erkenntnis, dass Inklusion mit Vielfalt eng verknüpft ist und eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben am ehesten sicherstellt. 
Sie gelangten zu der Überzeugung, dass eine möglichst große Selbstbestimmung die beste Voraussetzung für ein Gelingen sein würde. Und sie wollten die Loslösung ihrer Kinder schrittweise gestalten können – inmitten von Menschen unterschiedlichsten Alters und mit verschiedenen Lebensentwürfen. Das Motto für die beiden eigenen Kinder war: „Gerne loslassen, aber nicht fallen lassen.“ 

Sylvia Günther und Gabriele Wiemann gründeten im Jahr 2009 den gemeinnützigen Verein MOSAIK e.V. Dortmund, in dessen Vorstand sie bis heute ehrenamtlich tätig sind. Beide entschlossen sich nach eingehenden Beratungen durch die Wohnbund-Beratung NRW (ansässig in Bochum) eine wirtschaftlichere Rechtsform für den Hausbau zu wählen und gründeten im Jahr 2015 die MOSAIK-Leben in Vielfalt eG. Auch hier sind beide Frauen im Vorstand. Die eG wurde Mitglied im Berliner Prüfungsverband für kleinere und mittlere Genossenschaften, “PkmG“ genannt und wird regelmäßig auf ihre Geschäftsseriösität überprüft.

Sechs Bewohner*innen auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum
Das Sofa im Gemeinschaftsraum ist eigentlich ein Dreisitzer...
Gemeinschaftsraum: alle passen um den großen Tisch.
Plauderrunde im Gemeinschaftsraum.
Herbstliche Tischdeko im Gemeinschaftsraum.
Liebevoll gestaltete Tischdeko im Gemeinschaftsraum.

 

Warum die Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft?

Die Vorteile des Genossenschaftsmodells sind für Sylvia Günther und Gabriele Wiemann offensichtlich: „Vorweg überzeugend war für uns die Gleichberechtigung aller Beteiligten – ein Stimmrecht für jede*n, unabhängig von Position und Geld. MOSAIK-Projektbewohner*innen sind Mieter*innen und Eigentümer*innen zugleich, stemmen gemeinsam die finanziellen Herausforderungen und schaffen sich so trotz eigener beschränkter Finanzressourcen einen angenehmen Wohnraum.“ Dadurch, dass MOSAIK selbst Bauherr ist, wird der Wohnraum nicht durch Spekulationen bedroht, sondern steht dauerhaft zur Verfügung. Genossenschaftsmitglieder sind mit ihrem Stimmrecht aktiv an allen Prozessen rund um das Wohnen in der eingetragenen Genossenschaft beteiligt. Alles rund ums Haus bestimmt die eG selbst – ohne Abhängigkeit von einem Investor oder Eigentümer. Durch ein lebenslanges Nutzungsrecht wird eine große Sicherheit geschaffen, so dass beispielsweise niemand von den Mieter*innen eine Eigenbedarfskündigung befürchten muss. Trotzdem bleiben sie flexibel, denn bei einem möglichen Auszug werden die erworbenen Anteile von der eG zurückgezahlt. 

Wie wurde Barrierefreiheit umgesetzt?

Allen Wohnungen sind barrierefrei und haben einen Austritt ins Freie- in Form eines Balkons oder einer Terrasse. Die breiten Laubengänge bieten Raum im Freien mit Verweilqualität, mit genügend Freifläche, auch für Rollstuhlfahrende, und sorgen für alltägliche Begegnung in der Bewohnerschaft. Herzstück des Projekts ist der Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss mit insgesamt 80 qm, einer elektrischen Eingangstür, barrierefreier Toilettensituation und einer Terrasse.

Viele Wohnungen haben einen Anspruch auf einen Parkplatz in der Tiefgarage, so dass individuelle Mobilität möglich ist. Die Anbindung an das ÖPNV-Netz ist gut. Trotzdem wünscht sich Sylvia Günther einen Vereinsbus, der unkompliziert Teilhabe ermöglicht,  zu jeder Tages – und Nachtzeit. 

Für Menschen mit Behinderung ist die Transferfrage oft ein Ausschlusskriterium für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben unterschiedlichster Art „Wie komme ich von A nach B – und auch wieder zurück?“ Durch eine eingeschränkte Mobilität, ein geschwächtes Immunsystem oder zu viele Außenreize ist der Bewegungsradius bei manchen Mitbewohner*innen sehr eingeschränkt bis unmöglich. Extrem isoliert sind oft auch die Mütter erwachsener behinderter Kinder, die sich kein eigenes Fahrzeug leisten können. 

Sylvia Günther hofft darauf, eine Möglichkeit zur Finanzierung eines Busses und auch für die damit anfallenden Betriebskosten zu finden. Der Parkplatz in der Tiefgarage ist bereits vorgesehen.

Aktuell werden außerdem Spenden für eine große Nestschaukel auf dem Spielplatz im Innenhof gesammelt, den auch Kinder aus der Nachbarschaft gern nutzen. Infos hier: 
https://www.mosaik-dortmund.de/news/matze-ist-unterwegs oder auch direkt:
betterplace.org/p72662 

Terrasse vor dem Gemeinschaftsraum mit Blumenwiese im Vordergrund
Buntes Blumenbeet entlang der gemeinsamen Terrasse.
Gabriele Wiemann schüttet sich einen Tee aus einer Thermoskanne ein.
In der Kochnische des Gemeinschaftsraums.
Monika und Gabriele Wiemann.
Schon ein bisschen frisch draußen!

Unter welchen Bedingungen können Menschen ins Projekt einziehen?

Abgesehen davon, dass die Hausgemeinschaftsmitglieder sich für die Aufnahme neuer Mitglieder in das Wohnprojekt aussprechen müssen, gibt es finanzielle Hürden für einen Einzug bei MOSAIK:
Die Genossenschaftsanteile, die man vorab kaufen muss, sind abhängig von der gewählten Wohnungsgröße.  Pro Quadratmeter Wohnfläche sind 700 Euro Genossenschaftsanteil zu erwerben. Für eine Wohnung von 50 Quadratmeter Größe müssen also 35.000 Euro in der Genossenschaft angelegt werden. Dieses Geld bleibt Eigentum der Person, die es einzahlt, wird aber dem wirtschaftlichen Betrieb von MOSAIK zur Verfügung gestellt. Zieht die Person wieder aus, wird nach einem in der Satzung verankerten Zeitraum der Betrag zurückgezahlt, nur ein anfänglich gezahltes Eintrittsgeld von 200 Euro verbleibt bei MOSAIK. 

85 % der Wohnungen sind öffentlich gefördert und festgelegt für einen Wohnberechtigungsschein-Förderung A. Eine 65 qm große Wohnung verfügt über eine Förderung B (Einkommen kann hier etwas höher sein als bei A). Das niedrige Einkommen gekoppelt mit einem gesetzlich festgelegten Schonvermögen von höchstens 10.000 Euro und der verhältnismäßig hohe Eigenanteil für einen Einzug - diese zwei Voraussetzungen sind nicht miteinander kompatibel und erfordern oft Unterstützung von außen (durch Freunde, Familie, Verwandte, Solidargenoss*innen). 

Wie hoch sind aktuell die Kosten für Miete/Betrieb?

Der Kaltmietpreis der Wohnberechtigungsschein (WBS)- Wohnungen mit der Förderung A liegt bei 6,50 €/Quadratmeter. Inbegriffen ist überall die Energiestandardpauschale von 0,30 €/Quadratmeter. Genossenschaftsbeiträge von in der Regel zehn Euro pro Monat tragen zur Minderung laufender Projektkosten bei. Der KfW-Standard garantiert einen niedrigen Energieverbrauch für Heizkosten und Warmwasserverbrauch.

Womit haben Sie bei Projektbeginn nicht gerechnet?

„Wir haben Beide nicht geahnt, dass die Projektentwicklung so viele Jahre in Anspruch nehmen würde. Man lernt neu Demut und Dankbarkeit, beginnt die Komplexität des Vorhabens zu verstehen und sich in Geduld zu üben. Nicht zu unterschätzen war die Unterstützung durch die Privatpersonen, die an uns geglaubt haben, die Familie, Freunde- aber auch die, die gesagt haben: ‚Das schafft ihr nie‘. Letztlich haben sie auch dazu beigetragen, dass wir über uns hinausgewachsen sind. Fachkompetenzen sind absolut notwendig, aber auch Menschen, die das Herzblut warmhalten und immer wieder neu entfachen – in erster Linie waren das unsere Kinder und die Aussicht auf deren selbstbestimmtes Dasein, was uns hat durchhalten lassen. Ich kann da immer nur wieder meine Dankbarkeit ausdrücken – auch gegenüber jenen, die so mutig waren, sich für unser Projekt zu entscheiden, jetzt mit uns wohnen und die Idee lebendig werden lassen. Wenn ich jetzt unsere längst erwachsenen Kinder sehe: Ich finde das schön, dass sie so leben können,“ so Sylvia Günther.

Woher kam das ganze Geld?

„Die Finanzierung ist eine der größten Herausforderungen bei der Planung eines neuen Wohnprojektes. Jedoch war unser Credo in der Projektentwicklung: Lieber erstmal Kreativität walten lassen, bevor man gleich nach den Kosten fragt. Lieber fragen: Was ist uns für die Verwirklichung wichtig als vielmehr: Was ist nicht möglich wegen des Geldes? Diese Haltung lässt Ideen leichter fließen“, so Sylvia Günther.
Dankbar sind die MOSAIK-Gründerinnen der PSD Bank Dortmund: 
Mit einer Summe von 20.000 Euro, die sie zu Projektbeginn im Rahmen eines Wettbewerbs erhielten, konnten sie den Verein und die Projektentwicklung auf den Weg bringen: das nötige Büroequipment erwerben und außerdem Beratungsgespräche bezahlen.

Die Rechtsform einer jungen Genossenschaft legt die Finanzierungsgrundlagen schon fest:
Um überhaupt Fördergelder zu erhalten, musste die junge eG 20 % Eigenkapital des gesamten Bauvolumens nachweisen. 
Weitere 20 % flossen als Darlehen über die Hausbank, in diesem Fall die GLS-Bank Bochum eG, die „mit der Wohnprojekteentwicklung schon bestens vertraut ist und diese ausgesprochen gern fördert.“ (MOSAIK) 
Die restlichen 60 % kamen von der NRW-Bank. Sie beziehen sich auf den öffentlich geförderten Wohnungsbau. Darin enthalten ist ein Tilgungsnachlass, d.h. man bekommt einen gewissen Teil des Geldes erstattet.
Die Teuerungsrate im Baubereich war zwischen Projektidee und Baubeginn enorm. Corona und der Ukrainekrieg ließen im Jahr 2020 die veranschlagten Baukosten von anfangs 550 Euro pro Quadratmeter auf 700 Euro pro Quadratmeter steigen.

Im Lauf der Bauphase haben sich die zwei Frauen einiges an Expertenwissen angeeignet, „da die engmaschige Kooperation mit dem Architekten manch notwendige Fachsimpelei für Entscheidungen unterschiedlichster Art mit sich brachte.“   
Bürokratische Abwicklungen mussten in Kauf genommen werden, um die Projektentwicklung voranzubringen. Ein liebgewonnenes Hobby ist es nicht geworden, zumal nochmal betont werden muss, dass beide Frauen die Projektentwicklung ausschließlich ehrenamtlich vorangetrieben haben – neben ihren Verpflichtungen, die sie als Mütter von erwachsenen Kindern mit hohem Hilfebedarf an ihrer Seite hatten.  

Welche Tipps sind vielleicht hilfreich für Menschen, die ähnliches planen?

"Vorneweg: eine klare Zielsetzung, bzw. die Bereitschaft an der Zielsetzung zu wachsen," fasst Sylvia Günther es knapp zusammen. Außerdem würden die MOSAIK-lerinnen Menschen, die ein ähnliches Projekt planen raten, sich von Anfang an fachkompetente Beratung zu holen und daran nicht zu sparen. Sonst entstünden durch Unwissenheit Fehler, die später wiederum Geld für die Korrektur brauchen. Außerdem benötige man verlässliche Mitstreiter*innen. „Frau Wiemann und ich, wir sind das Team des Jahrhunderts – sowas braucht ein Projekt auch: Menschen, die sich verstehen. Viel Vertrauen. Man braucht auch Leute, die sich auf den Bürokratismus einlassen. Einen Vorstand, der den Kopf hinhält. Kompromissbereitschaft hinsichtlich des Grundstücks, des Hauses, seines Aussehens etc. Manche Rollen müssen klar aufgeteilt sein.“ Sie empfehlen getrennte Rollen bei Bauleitung und Architekt*in.

Sylvia Günther verteilt noch Restkuchen.
Kurze Wege zu den Nachbarn: Sylvia Günther verteilt übriggebliebene Kuchenstücke.
Ein Laubengang mit Deko und Sitzmöbeln.
Individuell und großzügig: die Laubengänge.
Hausansicht des Wohnprojekts.
MOSAIK belegt eine Hälfte des schön gelegenen Grundstücks. Auch die andere Hälfte ist  mit einem Mehrfamilienhaus bebaut. Den Hof teilen sich alle.

Wer sind die Partnerorganisationen der Genossenschaft?

Finanzpartner der MOSAIK-Leben in Vielfalt eG sind die GLS-Bank Bochum eG und die NRW-Bank Düsseldorf. 
Mitgliedschaften bestehen beim Paritätischen (DPWV) und beim Anthropoi Selbsthilfe Verband.

Wer waren die Kooperationspartner in der Projektphase?

Als ihre Kooperationspartner nennen sie: „Der Paritätische NRW“ (als unabhängiger parteipolitischer Spitzenverband der Wohhlfahrtspflege), Dipl.-Ing. Andreas Schlösser als Architekt und Bauleiter, die WohnBund-Beratung NRW als Projektbegleiter und namentlich dort Horst Hücking als wichtigen Berater.  Die Zusammenarbeit haben sie als besonders hilfreich hervorgehoben. „Den Mann an unserer Seite zu haben war und ist absolut hilfreich, immer wieder stärkend, Sicherheit gebend bei schwierigen Prozessen - einfach toll.“  Auch dass er „als es ernst wurde“ versichert hat, bis zum Einzug dabeizubleiben.  MOSAIK hat viele Wechsel von Projektbegleiter*innen hinnehmen müssen. Berufswechsel, (zu) immense Arbeitsvolumen der Auftragsnehmer, unbefriedigende Begleitungen…, letztendlich blieb Herr Hücking als „unerschütterlicher Stein in der Brandung“.

Welche Entwicklung in den Rahmenbedingungen war positiv?

Eine wichtige Einrichtung zur Unterstützung von alternativen Wohnforminitiativen ist die vor wenigen Jahren gegründete Koordinierungsstelle für gemeinschaftliche Wohnformen der Stadt Dortmund. Lobenswert deswegen, weil Know how gebündelt an die Akteur*innen herangetragen wird. Eine Arbeit, die zuvor zusätzlich zum Alltagsgeschäft Mitarbeiter*innen des Amtes für Wohnen leisteten. 

Sylvia Günther und Gabriele Wiemann loben, dass sich die Unterstützungsangebote der Stadt Dortmund für alternative Wohnformen professionalisiert haben. Zu Projektbeginn in den 2010-er Jahren war die Wohnprojektelandschaft bei weitem noch nicht so strukturiert wie heute. Ein großes Hindernis bestand damals darin, Ansprechpartner zu finden für die Grundstückssuche. Das Dortmunder Liegenschaftsamt arbeitete ihnen zu und benannte potenzielle Grundstücke, die in privater oder städtischer Hand lagen. „Die Kriterien einer vorhandenen Infrastruktur mit gleichzeitiger Nischensituation, nahem barrierefreiem öffentlichen Verkehrsnetz, Bezahlbarkeit, eindeutigen Besitzerverhältnissen und absehbarer Übernahme durch Kauf oder Erbpacht erfüllte keines der über 20 besichtigten Grundstücke. Sieben Jahre zog sich die Grundstückssuche hin!“ Ein gewonnener Architekturwettbewerb des begleitenden Architekten und des damit einhergehenden Vorkaufrechts bescherte MOSAIK endlich seine heutige Heimat. Das Grundstück, zur Hälfte in Erbpacht, ist gesichert für 99 Jahre. Alternativ zum Erbpachtvertrag mit einer Privatperson würde MOSAIK heute eher den Weg der Kooperation mit der Stiftung TRIAS wählen. Diese garantiert, dass Grundstücke dauerhaft für Wohnprojekte genutzt und nicht in Spekulationsobjekte umgewandelt werden. Die Pacht würde dann an die Stiftung gezahlt.

Welche Situation war in der Projektphase besonders herausfordernd?

Eine große Hürde ergab sich beim Bodenaushub, der, für alle überraschend, kontaminierte Erde zu Tage brachte und damit auch hohe Bodensanierungskosten. Rund 100.000 Euro mussten kurzfristig bezahlt werden, standen aber als Darlehen (noch) nicht zur Verfügung. Das MOSAIK- Projekt stand auf der Kippe. Eine überwältigende Welle der Solidarität zeigte sich in den darauffolgenden Wochen, nachdem MOSAIK-Mitglieder verzweifelte Spendengesuche an Freunde, Verwandte, Schicksalsgenoss*innen und Projektsympathisant*innen geschrieben hatten. „Dank dieser unfassbar großherzigen Beteiligung vieler Menschen konnte der weitere Projektverlauf gerettet werden.“ Für Krisen dieser Art und ähnliche Projekte wünschen sich Sylvia Günther und Gabriele Wiemannn seitens der Stadt/Wirtschaftsförderung/des Amts für Wohnen einen Solidaritätsfonds, aus dem solche ungeplanten Projektentwicklungskosten kurzfristig bestritten werden können. 

Was würden sich die MOSAIK-lerinnen wünschen?

Beide Frauen meinen, dass eine Bereicherung der Dortmunder Wohnprojektelandschaft konstruktiver und effektiver gedeihen könnte, wenn alle Akteur*innen seitens des Städtebaus mit Sorge dafür tragen würden, dass Projektgründer*innen mit großen Ambitionen ihre Ressourcen nicht verausgaben müssten im bürokratischen Urwald von komplizierten Umständen. 
Bei MOSAIK zeigte sich beispielsweise nach dem Pachterwerb des Grundstücks, dass es keine öffentliche Zufahrt hatte für die Baufahrzeuge. Monatelange zähe Gespräche mit der Stadt, aufwändige Öffentlichkeitsarbeit unter Einbeziehung der örtlichen Presse und die kostenintensive Einbindung eines Logistikunternehmens waren nötig gewesen, um zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. 

Wenn es nach den Wünschen der beiden Projektgründerinnen ginge, würde die Stadt Wohnprojektinitiator*innen noch hilfreicher zuarbeiten können mit unabhängigen Anlaufstellen, die Beratung und Vernetzung bieten, der Übernahme von Genossenschaftsanteilen für Menschen mit geringem Einkommen, insbesondere
- alleinerziehenden Müttern
- Familien mit vielen Kindern
- jungen Leute mit Unterstützungsbedarf

Sie selbst haben einen großen Andrang aus diesen Gruppen auf ihr Wohnprojekt erlebt und sie haben Kritik geerntet, weil es nicht möglich war, bei Bedürftigkeit ohne Genossenschaftsanteile in das Projekt einzusteigen. Es habe allerdings auch Solidarität gegeben: dass jemand den Betrag für einen anderen Menschen übernommen habe. „Spenden passieren!“

Wichtige Aspekte in der Projektentwicklung

Bei der Projektentwicklung und dem Bauvorhaben war MOSAIK wichtig, möglichst unterschiedliche Wohnungsgrößen zur Verfügung zu stellen, um den Slogan „Leben in Vielfalt“ in die Wirklichkeit zu transferieren. Sie wollen, dass Menschen ohne und mit Hilfebedarf sich aufeinander einlassen und vor allem eines am Anderen schätzen lernen: das sie/er ein wertvoller, einzigartiger Mensch ist, unabhängig von äußeren “Unzulänglichkeiten“. 

Der Vorbildcharakter und das Alleinstellungsmerkmal von MOSAIK besteht darin, dass 

  • gleichberechtigt auf Augenhöhe miteinander gelebt wird
  • ohne finanzielle Vorteile für die Menschen ohne Hilfebedarf wegen ihrer Bereitschaft, durch gemeinsames Wohnen die Inklusion zu fördern
  • Menschen mit Hilfebedarf sich eigenständig im Projekt organisieren (Grundlage: Das Persönliche Budget) und damit eine größtmögliche Selbstbestimmung erleben
  • keine Tagesstruktur o.ä. für die Menschen mit Hilfebedarf geboten wird
  • keine verpflichtende Hilfe erwartet wird von den Menschen ohne Hilfebedarf für die Menschen mit Hilfebedarf, sondern alles auf freiwilliger Basis passiert
  • ein soziales Grundverständnis vorausgesetzt wird für einen Einzug ins Projekt
  • freilassendes Engagement für die Belange der Mitbewohner*innen die Voraussetzung für das Zusammenleben ist.


Hilfe zur Teilhabe am öffentlichen Leben

Bei Anfragen von Wohnungssuchenden mit Behinderung mussten Sylvia Günther und Gabriele Wiemann oft klarstellen: „Wir sind keine Einrichtung, die sich um behinderte Menschen kümmert mit einer bereitgestellten Tagesstruktur, verlässlicher Alltagsversorgung und Pflegekräften: Inklusion bedeutet für uns: freiwillig mit Menschen mit Unterstützungsbedarf zusammenzuleben, ohne Bezahlung, Pflichten und anderen Anreizen von Vergünstigungen etc.“  Eltern behinderter Kinder suchen häufig bei ihnen Wohnraum für ihre Kinder. Ein Umzug ist für die erwachsenen Kinder ein wichtiger Schritt in Richtung Selbständigkeit. Aber: Der Einzug bei MOSAIK muss selbst organisiert werden. Grundlage für das selbstständige Wohnen und Mitleben in der Gemeinschaft ist die Beantragung des „Persönliches Budgets“. So können Assistenzdienstleistungen eigenverantwortlich organisiert werden. 
Unabhängig davon hat die zweite Rechtsform neben der eG, also der MOSAIK e.V. ein Zertifikat, um Beratungs- und Unterstützungsleistungen im Rahmen der § 45b-Leistungen anzubieten. Durch die Bauphase sowie den Einzug ins Projekt sind diese aber vorerst etwas zurückgestellt worden. 

 

MOSAIK – Treffen im Gemeinschaftsraum

Stimmen zum Leben im jungen Wohnprojekt

Erika und Roman sitzen nebeneinander am Tisch
Erika und Roman genießen den Kuchen.
Gabriele, Sylvia und Christel begutachten die neuen Gardinen.
Gabriele, Sylvia und Christel begutachten die neuen Gardinen.
Im Gemeinschaftsraum gibt es auch eine Spieleecke
Für die Jüngeren gibt's eine Spielecke im Gemeinschaftsraum.

Erika, älteste Bewohnerin mit 84 Jahren. Lange Zeit hat sie mit ihrem Mann in Hamm gelebt. Nach dessen Tod war das gemeinsame Haus zu groß und zu einsam. Jetzt ist sie froh, nah bei ihrer Tochter Sylvia und bei ihrem Enkel zu sein. Außerdem freut sie sich, dass sie hier viele Menschen um sich hat. Sie kann jederzeit zu jemandem gehen und über ihre Sorgen sprechen. Erika kocht gerne und hat für den Tag des offenen Wohnprojekts einen leckeren Pflaumenkuchen gebacken.

Roman hat über Immoscout eine neue Bleibe in Eving gesucht. Das Wohnhaus der Familie war nach dem Tod der Eltern verkauft worden. Vom Erlös konnte Roman die nötigen Genossenschaftsanteile am Wohnprojekt kaufen. Die Mitbewohner*innen hat er bereits im Vorfeld kennengelernt, er hat die Reise vom Rohbau bis zum fertigen Projekt miterlebt und auch mitbestimmt. „Natürlich müssen die Menschen, die hier mitmachen sich auch auf das Projekt einlassen“, meint er. Er genießt die gute Gemeinschaft und findet auch die Umgebung des Wohnprojekts schön. Sein bisheriges Highlight war der Neuanfang im Wohnprojekt: erstmals in eine eigene, selbstgestaltete Wohnung einziehen zu können. Auch das gemeinsame Sommerfest mit dem Nachbarhaus hat ihm gut gefallen, weil dadurch schon einige Kontakte mit netten Bewohner*innen von nebenan entstanden sind. Roman arbeitet für den Verein MOSAIK e.V. als Alltagshelfer.

Christel lebt seit Mai 2025 im Wohnprojekt. Sie ist seit 2018 bei der Planung und den 14-tägig stattfindenden Treffen dabei und fühlt sich im Haus sehr wohl. Nach einer Trennung hat sie gezielt nach Wohnprojekten gesucht. Sie findet es gut, dass die Bewohnerschaft bei MOSAIK altersgemischt ist. Zunächst hatte sie gehofft, noch vor der Coronazeit einziehen zu können, aber die Projektentwicklung zog sich lange hin. „Ich bin unheimlich glücklich, dass ich dabeigeblieben bin- es sind alles liebe Menschen hier." Sie lobt die Hilfsbereitschaft ihrer Mitbewohner*innen. Es sind schöne Kleinigkeiten, die ihr im Alltag Freude bereiten und dazu führen, dass es Spaß mache, hier zu wohnen. Ihr gefällt auch, was alles spontan passiert. Gerade wird es herbstlich und die Kinder haben kürzlich draußen Stockbrot gebacken. Christel freut sich auch schon auf den Jahreswechsel: 
„Ich weiß, dass man zu Silvester vor die Tür geht und alle trifft.“ Die Mitwirkung aller Bewohner*innen bei MOSAIK wird durch die Treffen alle 14 Tage sichergestellt. Dazu wird vorher eine Liste mit wichtigen Punkten herumgeschickt. Jeder kann sich einbringen. Der einzige Kritikpunkt, der Christel aktuell einfällt ist baulicher Natur: Der Trockenkeller hat keine Fenster.

Christel sitzt auf ihrem Balkon
Christel auf ihrem Balkon.
Stefan ist Luft- und Raumfahrtingenieur.
WG mit Weltraumflair:     Stefans Fachgebiet.
Blick auf das Regenrückhaltebecken.
Blick auf das Regenrückhaltebecken nebenan.

Heiko, eingezogen im Mai 2025. „Es ist das erste Mal, dass ich mit so vielen Menschen zusammenwohne," meint er "Ich war neugierig, wie es funktioniert." Ihm gefällt, dass Menschen aus unterschiedlichsten Richtungen zur Gruppe gefunden haben, und dass Jung und Alt zusammenwohnen. Er empfindet das Wohnprojekt wie eine WG, in der verschiedenste Lebensstile möglich sind. Durch die Bauweise ist der Austausch viel größer (als in normalen Wohngebieten). Besonders schön fand er bisher die Feier zur Tag- und Nachtgleiche, mit einem Lagerfeuer. Außerdem den Kinoabend, der draußen für die Kleinen organisiert wurde. Beim Kennenlernfest haben alle zusammengearbeitet. Die Beteiligung an Aktivitäten und Festen ist nicht streng aufgeteilt, sondern erfolgt nach den persönlichen Interessen und Fähigkeiten. So gibt es schon eine Gartengruppe, die Hochbeete angelegt und rund ums Haus Wildblumen gesät hat. „Das ist alles noch im Werden“, bemerkt er.

Stefan ist im April 2025 eingezogen. 2016 kam er nach einem Unfall von Österreich zurück nach Deutschland. Er hat damals überlegt, wie es langfristig weitergehen soll. Nach einem ersten Kontakt im Jahr 2017 hat er sich für MOSAIK entschieden. Aus einer vermeintlich kurzen Übergangszeit sind dann aber doch noch Jahre geworden. Er fühlt sich wohl im Wohnprojekt. Es ist schön, wenn man seine Nachbarn alle schon vorher kennengelernt hat und sie eigentlich auch alle mag. Das Ganze ist mit der Zeit gewachsen. Die Barrierefreiheit ist ein angenehmer Nebeneffekt. Die Laubengänge sind breit genug, dies sorgt für Bewegungsfreiheit mit dem Rollstuhl. Natürlich ist nicht alles perfekt, ihm fällt die Treppe vom Gemeinschaftsraum zur dortigen Terrasse ein, aber „das ist Jammern auf hohem Niveau“, wiegelt er gleich wieder ab. Zunächst sei es schwierig gewesen, den Architekten von der Notwendigkeit zu überzeugen, schwellenlos zu planen. Mit dem Rollstuhl habe man bei Schwellen keine Chance. Nachdem jemand in der Familie des Architekten auch auf einen Rollstuhl angewiesen gewesen sei, wäre das kein Thema mehr gewesen. Die Gemeinschaft bei MOSAIK sei sehr gut, auch mit den Leuten von gegenüber, die nicht zur eG gehören, sondern „nur“ Mieter*innen seien. Die Lage des Wohnprojekts lobt er ebenfalls. Es sei etwas dezentral gelegen, aber die Anbindung sei trotzdem gut. Es sei toll, dass man immer wieder Leute treffe, die man kennt. Wenn man in die WhatsApp - Gruppe der Hausgemeinschaft schreibe, dass man bei einer Kleinigkeit Hilfe brauche, fände sich immer jemand. Der einzige Konfliktbereich sei bisher seine „soziale Ader“ in Sachen Musik: Er lasse nun mal gerne alle an seiner Technomusik teilhaben...

Hannah wohnt seit August 25 bei MOSAIK. Sie hat fast selbst ein Hausprojekt gegründet, um eine Form von Zusammenleben zu realisieren. Es ist dann anders gekommen. Bei MOSAIK gefällt ihr, wie das Thema Nachhaltigkeit funktioniert. Beispielsweise gibt es ein „Möbelkarussel“, bei dem Möbel zwischen den Projektbewohner*innen ausgetauscht werden können. Und MOSAIK hat ein gemeinsames Waschkonzept. Sieben Gemeinschafts-Waschmaschinen stehen im Waschraum. Und es ist eigentlich immer etwas frei. Es gäbe hier viel Raum, um Ressourcen einzusparen. Wenn jemand etwas brauche, beispielsweise ein Werkzeug, dann würde es einfach ausgeliehen. "Kann kurz mal jemand helfen?" genügt, um Unterstützung zu bekommen. Und das spontane Zusammensitzen auf dem Laubengang oder eine kleine "Eisparty" dort bei heißem Wetter gefallen ihr ebenso wie die lose Essensgemeinschaft mit einer Nachbarin: Wenn diese etwas übrig hat, wird es oft in einer Dose weitergegeben. Die Dose bekommt sie dann auch schon mal mit einem Stück Kuchen gefüllt zurück. Sie kann sich weitere Entwicklungen vorstellen. Beispielsweise dass man vielleicht gemeinsam einen SOLAWI-Anteil erwirbt und das dort selbst angebaute Gemüse gemeinschaftlich kocht. Oder dass man sich mit weiteren Projekten vernetzt.

Monika wohnt mit ihrer Tochter Oliwia seit dem 1. Juni bei MOSAIK. Ihre Tochter ist 22 Jahre alt und hat seit ihrer Geburt mehrere Behinderungen. Die Wohnung bei MOSAIK fand Monika über das Internet. Nach einem ersten Gespräch hatte sie sofort ein tolles Gefühl. "In meiner alten Wohnung war ich immer allein. Wenn ich jetzt etwas brauche, ist immer jemand da. Das finde ich sehr schön. Da ich keine Familie habe, sind die Leute hier für mich wie eine Familie." Barrierefreiheit sei nicht der Auslöser dafür gewesen, hier einzuziehen. Die habe auch die vorherige Wohnung geboten. Was ihr bei MOSAIK am besten gefällt, kann sie gar nicht sagen. Sie meint, sie habe so etwas vorher noch nie gesehen und nur eine Sache hervorzuheben, ginge nicht. Es sei das Ganze. Auch ihre Tochter fühle sich sehr gut, das merke man. Wenn sie Hilfe brauche, könne sie fragen. Hier habe sie nicht mehr so viel Angst. Sie wisse, sie könne immer um Unterstützung bitten. Vorher habe sie mit ihrer Tochter in Hagen in einer Mietwohnung gelebt. Dort hatte sie keinen Kontakt zu den Leuten. Hier sehe alles ganz anders aus. Und ihr gefällt auch die Umgebung des Wohnprojekts. Man könne im Wald spazieren und sei auch in zehn Minuten mit der Bahn in der Stadt.

Mirka wohnt mit ihrem Mann und drei Kindern im Wohnprojekt. "Wir machen gerne Feste und finden es schön, Gemeinschaft zu leben." Sie engagieren sich bei Aktionen wie dem Lagerfeuer-Fest mit Zwiebelkuchen, oder dem Bau der Hochbeete und der Hütte für die Kinder. Vorher haben sie in einer zu engen Dreizimmerwohnung mit Schimmelproblem an einer vielbefahrenen Straße in der Nordstadt gewohnt. Die Kinder konnten dort nicht allein rausgehen. Das habe sich bei MOSAIK elementar geändert. Die größeren Kinder seien viel draußen und bewegten sich quasi in zwei Haushalten: bei ihnen und in der Wohnung einer Familie im Nachbarhaus. Das sei ein echter Zugewinn. Mirka erzählt, dass das Wohnprojekt sie ein wenig an die Genossenschaft in Freiburg erinnere, in der sie aufgewachsen sei. Dort hätten vorwiegend alleinerziehende Frauen gewohnt, und sehr viele Kinder. Die Architektur mit ihren Laubengängen ähnele sogar etwas der damaligen Wohnanlage. "Für mich ist es das Wohnideal: jeder wohnt in einer eigenen Wohnung, aber es gibt eine Selbstverständlichkeit von Gemeinschaft." Dann könne man das Gemeinsame nutzen oder wegbleiben. Es gefällt ihr, dass sich hier alle duzen und miteinander unterhalten. Toll beim Einzug sei auch gewesen, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer bekommen habe. Sie und ihr Mann waren fünf Jahre vor Fertigstellung zu dem Projekt gestoßen, dann aber zeitweise raus und haben sich letztendlich doch wieder dafür entschieden. Ein Knackpunkt sei die Finanzierung gewesen: "Genossenschaftsgeld und WBS ist eine blöde Kombination!" Ihre Familien hätten ihnen geholfen, das Kapital aufzubringen. Die Miete sei dafür niedrig. So eine Wohnung könnten sie sich anderswo nicht leisten, wegen der Kinder arbeiten beide Elternteile in Teilzeit. Mirka genießt den Fensterblick ins Grüne. Auch der Weg zum Kindergarten, den sie mit dem Fahrrad zurücklegt, führt größtenteils durchs Grüne. "Das tut mir gut." Insgesamt seien sie als Genossenschaft noch in der Findungsphase, meint Mirka. "Wir müssen uns überlegen, wo wollen wir hin? Und wir müssen unserer Entscheidungsstruktur noch eine Form geben. Es ist bisher erstaunlich harmonisch", findet sie. Cool findet sie auch, dass die Kinder das “Inklusionsthema“ hier mitbekommen, dass es normal und selbstverständlich ist, dass Menschen unterschiedlich sind.

Open Air Kino für die Kleinsten
Open air Kinoabend für die Kleinen im gemeinsamen Innenhof: Spontane Aktionen wie diese finden alle sehr bereichernd (Foto: MOSAIK e.V.)