
Mit dem Hinweis auf politische Neutralität beschloss Julia Klöckner in Berlin das Hissen der Regenbogenflagge am Bundestag anlässlich des CSD wieder zu verbieten. Dabei war dies 2022 erst möglich gemacht worden. Immerhin bleibt die bunte Beflaggung dort einmal im Jahr erlaubt: zum Tag gegen Homophobie an jedem 17. Mai.
Beim ersten CSD in der Bördestadt Soest am 28. Juni 2025 mit rund 1100 Teilnehmenden war ebenfalls kein Platz für die Regenbogenflagge am Rathaus, gegen das erklärte Bemühen der stellvertretenden Bürgermeisterin. Aus dem Rathaus kam die Erklärung, dass zum Soester Schützenfestwochenende traditionell die Soester Fahne und die Bundesflagge wehen.
Beide Entscheidungen gegen bunte Akzente machen umso deutlicher, wie wichtig es ist, für die Freiheit der sexuellen Selbstbestimmung zu demonstrieren. Menschen, die sich zur LSBTQIA-SZENE zählen, brauchen Rückhalt in der Gesellschaft. Wie andere Minderheiten stehen sie ansonsten Diskriminierung und Anfeindungen auf verschiedenen Ebenen schutzlos gegenüber. Die Gesellschaft muss sich zu ihren Werten bekennen: Freiheit, Gleichberechtigung, Toleranz.
Der CSD hat nichts mit Parteipolitik zu tun, sondern geht auf die Straßenschlachten in der New Yorker Christopher Street zurück, wo sich am 28. Juni 1969 LSBTQIA-Szene, damals natürlich noch nicht so benannt, morgens in der Stonewall-Bar gegen die üblichen schikanösen Kontrollen durch die Polizei handfest zur Wehr setzte. In New York wurde für eine selbstbestimmte Sexualität, die auch öffentlich sichtbar sein darf, gekämpft. Ein Menschenrecht. Kaum möglich, darin einen Verstoß gegen die politische Neutralität des Bundestags zu sehen.
Sollten wir unsere bunte Vielfalt nicht lieber zur erstrebenswerten Normalität erklären? Dafür ging am Wochenende auch Andreas Tintrup vom KSL Arnsberg, der selbst im Kreis Soest wohnt, auf die Soester Straßen.