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Leichte Sprache: „Schwerer als gedacht!“

Das Foto zweigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars zur Leichten Sprache in Olpe.

„Leichte Sprache ist ein Sprach-Konzept. Das bedeutet: Für Leichte Sprache gibt es einen Plan. Und für Leichte Sprache gibt es Regeln. In den Regeln steht: Wie Sie einen Text schreiben müssen. Damit viele Menschen ihn gut verstehen können.“ So erklären Andrea Tischner und Nina Rademacher in leichter Sprache, was Leichte Sprache ist. Tischner leitet das Büro für Leichte Sprache „leicht ist klar“ in Kassel. Sie übersetzt Texte in Leichte Sprache, zum Beispiel Nachrichten vom MDR. Rademacher arbeitet als Expertin für Leichte Sprache bei „leicht ist klar“. Sie prüft, ob ein Text wirklich Leichte Sprache ist.

Gemeinsam geben sie auch Schulungen zur Leichten Sprache. Im Januar kamen sie nach Olpe, um ein Tandem-Seminar für Übersetzer und Prüfer zu geben. Das Lebenshilfe-Projekt Inklusion im Kreis Olpe (IKO) und die Lebenshilfe Bildung NRW gGmbH hatten sie nach Olpe eingeladen. 13 Teilnehmer:innen mit und ohne Behinderungen nahmen an der dreitägigen Schulung teil. Sie lernten die Aufgaben als Übersetzer:innen und Prüfer:innen für Leichte Sprache kennen. Die Übersetzer:innen haben sich intensiv mit den Regeln von Leichter Sprache beschäftigt. Dazu gehören zum Beispiel: kurze Sätze, einfache und bekannte Wörter, große Schrift und Bilder, die den Text erklären. Die Prüfer:innen haben gelernt, worauf sie beim Prüfen achten müssen. Zum Beispiel darauf, ob sie die Wörter im Text gut verstehen und aussprechen können.

„Leichte Sprache ist schwerer als gedacht!“, stellten die Teilnehmer:innen am Ende des Seminars fest. Für gute Texte in Leichter Sprache braucht es geübte Übersetzer:innen, die sich mit ganz unterschiedlichen Themen gut auskennen. Vor allem aber braucht es geschulte Prüfer:innen mit Lern- und Leseschwierigkeiten, die mutig sagen, was sie nicht lesen oder verstehen können.

Die Seminarteilnehmer:innen und Mitarbeiter:innen im Projekt IKO setzen sich dafür ein, dass mehr Informationen in Leichter und Einfacher Sprache in ihrer Region entstehen. Im Unterschied zur Leichten Sprache hat die Einfache Sprache keine festen Regeln. Einfache Sprache ist schwieriger als Leichte Sprache. Sie hat mehr Ähnlichkeit mit der Standard-Sprache, die meistens in Texten, im Fernsehen oder bei Veranstaltungen benutzt wird.

Schwere Standard-Sprache ist für viele Menschen eine Barriere. Nicht allein Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mit einer Leseschwäche stoßen im Alltag deshalb oft auf Hindernisse. Auch Menschen, die wenig Deutsch sprechen, die von Geburt an gehörlos sind oder ältere Menschen kennen häufig das Problem, dass viele Informationen für sie schwer zu lesen oder zu verstehen sind. Etwa Verträge, Fahrpläne, Automaten oder auch Speisekarten. Mehr als sieben Millionen Bürger in Deutschland gelten als funktionale Analphabeten. Das bedeutet, sie können zwar einzelne Wörter und Sätze lesen und schreiben, jedoch fällt es ihnen schwer, längere Texte zu verstehen.

„Briefe vom Arzt oder vom Amt werden mit zu schweren Wörtern geschrieben“, berichtet Thomas Heckel, Teilnehmer und Mitarbeiter im Projekt IKO. Er möchte als Prüfer dazu beitragen, „dass die Texte verständlicher werden“. Später kann er sich vorstellen, selbst Texte zu übersetzen. Projektleiterin Anna Elberg hat schon als nebenberufliche Übersetzerin für Leichte Sprache gearbeitet. „Wir freuen uns, wenn zum Beispiel Vereine, Veranstalter und Firmen das Lesen und Verstehen von Informationen einfacher machen wollen“, sagt sie. „Das Team IKO unterstützt gerne dabei. Gerne können Sie sich mit Fragen und Ideen an uns wenden.“

Quelle: Medieninformation des Projekts Inklusion im Kreis Olpe

Weitere Informationen

Anna Elberg
Telefon: 0171 93 15 147
E-Mail: elberg.anna@lebenshilfe-nrw.de